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Die „Alte Baumwolle“ in Flöha
Auf das Jahr 1809 geht die Firmengeschichte des zuletzt in der DDR als „VEB Vereinigte Baumwollspinnereien und Zwirnereien“ bezeichneten Betriebs zurück. Und hätte es die DDR nicht so lange gegeben wie es sie gab, wäre das Ende dieses Betriebes wahrscheinlich noch deutlich früher besiegelt gewesen. Denn schon Jahrzehnte vor der Wiedervereinigung waren die das Malvengewächs verarbeitenden Betriebe im Westen Deutschlands der Konkurrenz aus den Billiglohnländern schon nicht mehr gewachsen und gingen reihenweise pleite. Nur aus den Gründen, die letztlich jedoch auch den wirtschaftlichen Niedergang der DDR ausmachten, war der Betrieb noch bis Anfang der 90er Jahre tätig. Als dem Unternehmen nach der Wende dann die schützenden und die Mechanismen der Marktwirtschaft außer Kraft setzenden Rahmenbedingungen wegfielen und das Unternehmen plötzlich schutzlos der vollen Härte des Wettbewerbs kapitalistischer Provenienz ausgesetzt gewesen ist, war es schließlich schnell vorbei – der Betreib schloss mangels eines Hauchs einer Chance, die nun geltenden Anforderungen zu erfüllen. Es waren also hier nicht originär die Folgen der Wiedervereinigung, die zum Ende der knapp zweihundertjährigen Unternehmensgeschichte führten. Denn was ein Arbeiter hierzulande am Tag seinerzeit bereits verdient hat, bekam und bekommt ein Textilarbeiter in den Ländern, in denen heute ein großer Teil der Textilproduktion erfolgt, nicht im Monat! Hiesige Unternehmen können gar nicht so hochtechnisiert, effizient und „schlank“ organisiert sein, als dass sie in der Lage wären, diesen Lohnkostenunterschied wettzumachen. Wem diese Entwicklung letztlich wirklich nützt darf und sollte allerdings schon mal hinterfragt werden. Selbst in den betreffenden und von uns mit dem seltsamen, aber inzwischen eigeführten Begriff des „Schwellenlandes“ klassifizierten Länder ist der Lohn für die meist sehr harte Arbeit unter zudem sehr schlechten Bedingungen zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Ob ein T-Shirt nun 2,99 EUR oder 12,99 EUR kostet, wird für die allermeisten hierzulande keinen entscheidenden Einfluss auf die von der finanziellen Bestallung abhängige Lebensqualität haben. Da es aber ersteres Angebot nun mal gibt und zu wenige aus Rücksicht auf heimische Unternehmen auch ohne Not bereit wären, das über 4-fache zu zahlen, ist es leider, wie’s ist.